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Liber de fine

Ramon Llull widmete wenigstens drei Werke einer äußerst detaillierten Erläuterung der Frage, wie sein neues Modell für die Missionsarbeit in die Praxis umgesetzt werden sollte. Diese drei Schriften sind der Tractatus de modo convertendi infideles(1292), der Liber de fine (1305) und der Liber de acquisitione Terrae Sanctae (1309). Eine weitere, kleinere Schrift sollte auch noch dazugezählt werden, nämlich Quomodo Terra Sancta recuperari potest (1292), die weitere interessante Einzelheiten enthält. Die drei erwähnten Texte behandeln dieselben Themen, allerdings mit einigen, möglicherweise strategischen Abweichungen, die im Wesentlichen die politischen Veränderungen in jenen Jahren spiegeln.

Folgt man dem Beispiel des Liber de fine, so stellt die Predigt das wichtigste Thema dar. Llulls Verweise auf das „apostolische Modell“ und auf die Gründung missionarischer Schulen geht über in eine Auseinandersetzung mit den Adressaten dieser Mission: Muslime, Juden, östliche Christen und Tartaren oder Heiden.

Das zweite Thema ist der militärische Kreuzzug. Die drei Hauptaspekte, die in diesem Rahmen diskutiert werden, sind der oberste Befehlshaber des Kreuzzugs, die Zusammensetzung der Streitkräfte und die Route, der die Expedition folgen soll. Während Llulls Ansichten zu den notwendigen Streitkräften in allen drei Werken dieselbe ist, lassen sich bei den anderen beiden Punkten erhebliche Unterschiede finden. Die beiden 1292 verfassten Texte scheinen die oberste Leitung der Kreuzzüge dem Meister eines neuen Ritterordens verleihen zu wollen, der sich aus einem Zusammenschluss der bestehenden Orden ergeben sollte. Der Liber de fine spricht jedoch von einem „Kriegerkönig“ („rex bellator“), etwas, das in dem 1309 verfassten Text auf klare Ablehnung stoßen wird.

Was die Route anbelangt, entlang derer sich das Heer bewegen soll, so schlägt der Tractatus die östliche Route vor, also durch Griechenland, Armenien und Syrien. Der Liber de fine bestimmt nach einer Auseinandersetzung mit den alternativen Wegen, dass die einzig empfehlenswerte Route durch Hispania [die ehemalige römische Provinz, die das heutige Spanien und Portugal umfasst] und Nordafrika führt. Der Liber de acquisitione schließlich kehrt zu der östlichen Route zurück und empfiehlt die Eroberung Konstantinopels, wobei außerdem der Plan vorgebracht wird, Ceuta als Einfallstor für eine Eroberung Nordafrikas einzunehmen.

Quelle: J. Gayà, Introducció in R. Llull, Darrer llibre sobre la conquesta de Terra Santa (Barcelona: Proa, 2002), S. 62-63.